Montag, 16. März 2015

Otto Baum

* 22. Januar 1900 in Leonberg / † 22. Januar 1977 in Esslingen

Als Geburtsort Baums wird das Gasthaus Schwarzer Adler in Leonberg angegeben. Seine Eltern waren Fuhrmann, bzw. Wäscherin. Als Otto Baum sieben Jahre alt waren, haben sich die Eltern getrennt und die Mutter ist mit ihm und seinen sechs Geschwistern nach Stuttgart-Vaihingen. Dort hat er von 1907 bis 1914 die Österfeldschule besucht und nebenher zur Unterstützung der Mutter Geld mit Brötchen austragen und anderen Hilfsarbeiten verdient.

Im Anschluss an den Besuch der Volksschule hat Baum eine Ausbildung zum Motorenschlosser absolviert und diese 1917 abgeschlossen. Für seine Tätigkeit im Anschluss gibt unterschiedliche Aussagen. Belegt ist hingegen, dass er von Juni bis Dezember 1917 Kriegsdienst bei einer U-Boot-Abteilung in Wilhelmshafen absolviert hat.
Von Januar bis Juli 1919 hat er sich dem Freikorps Stever angeschlossen. Im Anschluss hat er sich bis 1922 als Holzbildhauer und Intarsiator verdingt, da er auf grund einer Kriegsverletzung am Oberarm seinen eigentlichen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Nach dieser Tätigkeit hat er in einer Stuttgarter Farbenfabrik als Farbmischer gearbeitet. Seit 1919 hat er sich parallel autodidaktisch die Grundlagen der Bildhauerei angeeignet. 

In dieser Zeit, 1922, hat Otto Baum auch seine Frau Herta geheiratet. Aus dieser Ehe geht die gemeinsame Tochter Ingrid 1925 hervor.

Von 1924 an hat Baum an der Kunstakademie Stuttgart Malerei u.a. bei den Professoren Robert Poetzelberger, Hans Spiegel und Arnold Waldschmidt studiert. Hier vertieft er die Anatomie und das Aktzeichnen. Nebenher vertieft er seine Kenntnisse in der Bildhauerei, weiterhin autodidaktisch. 

Diese Zeit ist auch geprägt von drei Bekanntschaften, welche für das weitere Leben Baums nicht unerheblich sind. Da ist zum Einen der Lyriker Johann Emil Weber, mit dem eine lebenslange Freundschaft pflegen wird. Dann der Neurologe Dr. Manfred Breunninger, welcher ihn mit einem Stipendium fördert und zu guter Letzt, Albert Gayler, Fabrikant aus Pfullingen, der ihm die ersten Aufträge erteilt und mit dem ihn ebenfalls eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. In der Sammlung Gayler sind viele der Werke Baums heute noch zu finden.

Mit Abschluss der Studiums 1927 an der Akademie wird Baum freischaffender Bildhauer in Stuttgart.
Eine Reise nach Paris 1929 hat Baum für sein weiteres Schaffen stark geprägt. Besonders ist er wohl von den Arbeiten Constantin Brancusi's und Hans Arp's beeindruckt.
Noch im selben Jahr hat er seine erste Einzelausstellung im Ulmer Schwörhaus.

Von 1930 bis 1934 studiert Baum erneut an der Kunstakademie. Diesmal hat er das Fach Bildhauerei gewählt. Sein Professor wird der renommierte Ludwig Habich. In dieser Zeit unternimmt Baum eine Studienreise nach Italien, Holland und Frankreich. Eine weitere Reise führt ihn nach Wien. Zudem besucht er 1932 die weltweit erste Museumsretrospektive Pablo Picasso' in Zürich und 
Diese zweite Studium war wohler praktischer Natur. Auch wenn es ihm die Verfeinerung seine Kunstfertigkeit verliehen hat, so ist der Hauptgrund wohl darin zu finden, dass ihm dieses Studium Material und einen Arbeitsraum (Atelier) ermöglichten. In dieser Zeit trifft Baum auf Hugo Borst, dem damaligen kaufmännischen Direktor der Robert Bosch GmbH, einem großen Kunstsammler. Dieser erwirbt in den ersten Jahren der 30er Jahre mindestens drei der Werke Baums, und trägt so zu Baum's finanzieller Unterstützung bei. 
Otto Baum gehörte unter der Nazi-Herrschaft zu den verfemten Künstlern und trieben ihn immer mehr in die innere Emigration. Zwar erhielt er von 1935 bis 1937 noch den einen oder anderen Auftrag für größere Bauplastiken unter Vermittlung des Architekten Paul Bonatz, u.a. auch 1940 noch ein Relief für den Automobilzulieferer Mahle in Stuttgart. Doch wurde er bereits 1936 mit einem Ausstellungsverbot belegt. Seine Werke wurden teils schon früh entfernt und Baum gehörte zu jenen Künstlern die 1937 in der Münchener Ausstellung 'Entartete Kunst' präsentiert wurden. 

Sein befreundeter Gartenarchitekt Adolf Haag aus Stuttgart Degerloch hat ihn von 1937 bis 1943 heimlich im  Gartenhäuschen weiter arbeiten lassen. Hier hat er 1939 zahlreiche seiner geschaffenen Gipsmodelle zerstört.
1940 wird er zum Kriegsdienst in Polen eingezogen, jedoch nach einem viertel Jahr aus gesundheitlichen Gründen wieder entlassen.
Neben dem bereits erteilten Ausstellungsverbot, folgt 1942 auch ein Arbeitsverbot. Daraufhin hat Baum mehrere seiner Werke in dem Degerlocher Garten vergraben. Von Mai 1943 bis zum Kriegsende wird Baum zwangsverpflichtet und hat bei einem Stuttgarter Maler Entwürfe für Tarnzwecke zu entwerfen.

Nach Kriegsende wird er vom damaligen baden-württembergischen Kultusminister, Theodor Heuss, an Stuttgarter Kunstakademie berufen. Unter den ersten Studenten nach dem Krieg war er für den Nachwuchs der fortschrittlichste. Aber ebenso auch einer der kritischsten und unnachsichtigsten Lehrkörper. Gemeinsam mit Willi Baumeister kann Baum wohl als der Verfechter der modernen Kunst gesehen werden. Er leitete eine Bildhauerklasse und hat 1956 offiziell den Titel des Professor verliehen bekommen. 
Viele seiner Schüler sind nach ihrem Studium selbst sehr erfolgreich geworden und heute mit zahlreichen Kunstwerken im öffentlichen Raum vertreten.

1947 zieht Baum von Stuttgart nach Esslingen, in die Rüderner Straße 1, wo er sein neues Wohn- und Atelierhaus bezieht. Hier ist er bis zu seinem Tod geblieben. Das Gebäude hat Baum nach Vorentwürfen des Architekten Bodo Rasch weitesgehend selbst gestaltet.

1965 wurde Baum emeritiert und hat sich nach und nach immer mehr zurück gezogen. Seine letzte Ausstellung hatte er bereits 1962. Auch hatte Baum verfügt, dass erst zehn Jahre nach seinem Ableben eine Ausstellung mit seinen Werken stattfinden dürfe. 1972 hat Baum auch die Bildhauerei kompl. aufgegeben. Einer der Gründe könnte seine Erkrankung gewesen sein.
1977, an seinem 77 Geburtstag, hat sich Otto Baum das Leben genommen. Auslöser könnte die schwere Erkrankung gewesen sein. Sein Tod wurde erst zwei Wochen später bekannt geben, so dass seine Beisetzung auf dem Friedhof Sulzgries in Esslingen am Neckar in aller Stille stattfinden konnte. 

Die folgenden Worte Baum's stammen aus einem Gespräch mit dem Kunstschriftsteller Hans Kinkel aus dem Jahr 1960:
'Ich habe aus mir herausgeholt, was zu holen war; ich habe mich nicht geschont. Mir genügen einige Arbeiten, von denen ich sagen kann «Sie stehen». Es kommt eine Grenze, wo man die Kraft haben müßte, nein zu sagen und aufzuhören, wenn man es sich leisten kann, zu schweigen und zu gehen.'


Werke von Otto Baum im öffentlichen Raum:


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